haupt nicht aufrecht zu erhalten. Die andere Seite der Medaille ist freilich: Wieviel Freiraum geben wir Jugendlichen eigentlich, um sich neben Schule, Studium und Nebenjob ehrenamtlich zu betätigen? Darüber darf sich die Gesellschaft ruhig mal selbst- kritisch Gedanken machen. Wie kann (Kommunal)Politik hier Einfluss nehmen? Die Aufgabe der Politik ist es, die Ressourcen zum Beispiel für die Aus- und Weiterbildung von Ehrenamtlichen bereitzustellen und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Genau das habe ich vor. Welche Rolle spielt das Ehrenamt in der Politik, gerade in der Kommunalpolitik? Ohne das Engagement Ehrenamtlicher wäre die von unserer Verfassung vorgesehene Kommunale Selbstverwaltung gar nicht möglich: Die Mitglieder des Rates und der Bezirksvertretungen sind ja allesamt ehrenamtlich tätig. Deshalb bin ich froh, dass ge- rade diese Kommunalwahl vielen Nachwuchskräften in den Be- zirksvertretungen und auch im Rat ein Mandat eingebracht hat. So wird die junge Generation am Aufbruch für Hamm mit- arbeiten und diesen mitgestalten. Kritiker meinen, die Politik lobe und fördere das Ehren- amt lediglich, um staatliche Strukturen zu entlasten und Kosten zu sparen. Wie stehen Sie dazu? Eine solche Haltung ist ausgemachter Blödsinn! Natürlich: Der Staat alleine könnte das in der Breite niemals leisten. Aber viel wichtiger ist, dass es dem Selbstverständnis der Menschen ent- spricht, sich umeinander zu kümmern, sich einzubringen, Po- sitives für die Gesellschaft zu bewirken. Das ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält und es macht glücklich und zufrieden, wenn das gelingt. Wer gibt, bekommt nämlich ganz viel zurück: zum Beispiel die Wertschätzung der Menschen, die das sehen und anerkennen. Und wie haben sich die notwendigen Corona-Ein- schränkungen auf das ehrenamtliche Engagement in Vereinen und Organisationen ausgewirkt? Das ist nach meinem bisherigen Einblick recht unterschiedlich. Für einige Vereine bedeutet Corona, dass ihre Existenz bedroht ist. Denken Sie nur einmal an unsere Sportvereine, die einen Sportbetrieb oder gar ein Vereinsheim führen. Ohne Besucher und Einnahmen können sie dauerhaft nicht überleben. Ein zweites Beispiel: Dort, wo wir auf ehrenamtlicher Basis Angebote für Seniorinnen und Senioren machen, höre ich von den Ehren- amtlichen immer häufiger, dass den älteren Menschen zuhause die Decke auf den Kopf fällt. Das Ehrenamt ist da ein sensibler Gradmesser. In beiden Fällen und bei den vielen anderen ehren- amtlichen Angeboten gilt: Einschränkungen müssen sein, um den Infektionsschutz zu gewährleisten! Wir brauchen aber mehr Zielgenauigkeit in unseren Maßnahmen und mehr Differenzierun- gen im Einzelfall, die wir mit den Ehrenamtlichen und deren Vereinen und Verbänden besprechen werden. I 11 macht und heute weiß ich: Es war auch prägend für meine Ent- wicklung. Gibt es einen bestimmten Themenbereich, in dem Sie ehrenamtliches Engagement besonders fördern wollen? Eindeutig unsere Jugend! Jugendliche brauchen vor allem Räume. Räume, um sich zu treffen und zu entdecken, was in ihnen steckt, um Sport zu treiben, Räume für Musik und Kunst. Nur so kön- nen sich Jugendliche frei entfalten. Deshalb werde ich neue Orte der Begegnung schaffen, wo junge Menschen Vorträge und Lesungen besuchen oder auch mal Konzerten bis tief in die Nacht lauschen können. Bands brauchen Probenräume. Schüler Orte, wo sie in gegenseitigen Austausch besser ihre Hausaufgaben er- ledigen und einfach auch mal zusammen chillen können. In diesem Bereich sehe ich großes Potenzial für Ehrenamtliche, sich einzubringen. Sie können Jugendlichen helfen, eine starke Stimme zu werden. Viele Vereine und Organisationen plagen Nachwuchs- probleme. Ist die Jugend weniger bereit, ehrenamtlich aktiv zu sein als die ältere Generation? Das ist kein generelles Problem. Es gibt viele Bereiche, in denen sich Jugendliche und junge Erwachsene auch heute ehren- amtlich engagieren. Allen voran nenne ich da den Sportbereich, der in Hamm zum Glück sehr breit aufgestellt ist. Auch die Kirchen und Verbände betreiben eine aktive Nachwuchsförderung. Wenn ich mir alleine die vielen Ferienfreizeiten anschaue. Ohne den ehrenamtlichen Nachwuchs wäre dieses breite Angebot über-